Allgemeine Informationen
Veranstaltungsname | Basisseminar/Proseminar: Basisseminar 1.1 - Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet |
Untertitel | |
Veranstaltungsnummer | 4511648 |
Semester | WiSe 2023/24 |
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden | 25 |
maximale Teilnehmendenanzahl | 30 |
Heimat-Einrichtung | Abteilung Germanistische Mediävistik (Ältere Deutsche Sprache und Literatur) |
Veranstaltungstyp | Basisseminar/Proseminar in der Kategorie Lehre |
Erster Termin | Montag, 30.10.2023 14:15 - 15:45, Ort: (VG 3.101 (Verfügungsgebäude - PIZ 5361)) |
Art/Form | |
Sonstiges |
Für die frühe Forschung war der ‚Lanzelet’ ein Skandal – und würde der Text heute als Gegenwartstext erscheinen, könnte er es vielleicht sogar wieder sein. Seinen Ruf als enfant terrible der Literaturgeschichte bestätigt der eigentümliche Roman damit allemal. Erzählt wird von einem jungen Helden, den sich vier adelige Dame nacheinander als Partner wählen, obwohl oder weil der Jüngling jeweils ihre Vaterfiguren erschlagen hat. Dabei haben die Frauen mit dem angehenden Artusritter immer anderes im Sinn. Ebenso scheint er sich aus ihnen herzlich wenig zu machen, weil er jede seiner Partnerinnen irritierend achtlos verlässt. Aus Sicht der älteren, bürgerlichen Literaturgeschichtsschreibung entsprachen damit weder die dargestellten Frauen dem Ideal der höfischen Dame, noch konnte die Lanzelet-Figur als höfischer Ritter durchgehen, hatte seine Minne doch offenbar wenig mit den höfischen Moralvorstellungen zu tun. Die spätere Forschung kam mit diesem Werteproblem zwar besser zurecht, nur tauchte es nun als literaturgeschichtliche Schwierigkeit wieder auf: Der ‚Lanzelet‘ erzählt nämlich nicht nur anderes als die sogenannten klassischen Artusromane, er erzählt auch anders und passt damit nicht in jenes Schema, nach dem die Geschichte der Literatur erzählt wird. War der Roman damit ein schlechter Text? Heute ist klar: Obwohl der Held zunächst wie ein ritterlich-unhöfischer Hinterwäldler durch die Welt des Artusromans stolpert, ist der Roman mit den Motiven der höfischen Literatur durchaus vertraut. Nur fügt er sich nicht den Erwartungen, den das klassische Erzählmodell weckt. Am Beispiel des ‚Lanzelet‘ lassen sich damit weit mehr Möglichkeiten des Erzählens entdecken, als man zunächst für möglich halten mag. Ziel der Einführung ist es, diese Möglichkeiten methodisch angemessen nachzuzeichnen und in ihre Kontexte einzuordnen. Ausgabe: Ulrich von Zatzikhoven. Lanzelet. Text – Übersetzung – Kommentar. Hrsg. von Florian Kragl. 2., revidierte Auflage. Berlin, New York 2013. |