Seminar: Seitensprünge der Vernunft. Zur Geschichtsphilosophie der kritischen Theorie - Details

Seminar: Seitensprünge der Vernunft. Zur Geschichtsphilosophie der kritischen Theorie - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Seitensprünge der Vernunft. Zur Geschichtsphilosophie der kritischen Theorie
Untertitel
Veranstaltungsnummer 862208
Semester WiSe 2018/19
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 7
erwartete Teilnehmendenanzahl 20
Heimat-Einrichtung Institut für Politikwissenschaft
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Samstag, 10.11.2018 10:00 - 16:00, Ort: (Raum KWZ 0.608: 0.608, Gebaeude KWZ: PIZ 5312)
Art/Form
Leistungsnachweis Referat (ca. 20 Min.) mit Thesenpapier (max. 2 S.)

Räume und Zeiten

Keine Raumangabe
Donnerstag: 00:01 - 18:00, wöchentlich(1x)
(Raum KWZ 0.608: 0.608, Gebaeude KWZ: PIZ 5312)
Samstag, 10.11.2018 - Sonntag, 11.11.2018, Sonntag, 02.12.2018 10:00 - 16:00
(Raum 0.168, Gebaeude Oeconomicum: Pl. d. Göttinger Sieben 3)
Samstag, 01.12.2018, Samstag, 26.01.2019 10:00 - 16:00
(Raum KWZ 0.609: 0.609, Gebaeude KWZ: PIZ 5312)
Samstag, 12.01.2019 10:00 - 16:00
Sonntag, 13.01.2019 10:00 - 12:00
(Raum KWZ 1.701: 1.701, Gebaeude KWZ: PIZ 5312)
Sonntag, 27.01.2019 10:00 - 12:00

Studienbereiche

Kommentar/Beschreibung

Die bürgerliche Geschichtsphilosophie hat geschichtlichen Fortschritt als Prozess in Richtung menschlicher Freiheit verklärt; eine Vorstellung, die sich im Zeitalter der Konzentrationslager und zweier Weltkriege offensichtlich nicht mehr aufrechterhalten ließ. Die diese historischen Erfahrungen reflektierenden Arbeiten Max Horkheimers und Theodor W. Adornos greifen also durch das Prisma des Faschismus die von Walter Benjamin aufgeworfene Frage auf, ob Geschichtsphilosophie überhaupt möglich ist, ohne sich "der Kardinalsünde schuldig zu machen: Sinn zu infiltrieren, der nicht existent ist" (Adorno). Ihr Blick auf Geschichte ist der des Angelus Novus aus Benjamins Geschichtsphilosophischen Thesen: "Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert."

Der Geschichtsphilosophie der kritischen Theorie geht es um Verhältnis von Vernunft und Natur, die alle moderne Gesellschaft kennzeichnet. Noch in der Urgeschichte von Zivilisation und Subjektivität rekonstruieren Horkheimer und Adorno spekulativ das Prinzip einer instrumentellen, bloß partikularen und deshalb gegen die Individuen gerichteten Vernunft, die in der faschistischen Barbarei ihrer Gegenwart kulminiert. Die Geschichte der Menschheit ist immer auch Naturgeschichte, die vom Gesetz des Fressens und Gefressenwerdens bestimmt ist. Innerhalb dieser widervernünftigen Vernunft erkennen Horkheimer und Adorno zugleich aber auch jene Momente einer Vernunft, die auf Versöhnung, also auf die Möglichkeit der Überwindung der im Bann der Naturgeschichte stehenden Gesellschaft, zielt. Im Seminar soll es darum gehen, sich mit zentralen geschichtsphilosophischen Texten der kritischen Theorie auseinanderzusetzen und so einen Einblick in entscheidende Grundkategorien - etwa des Verhältnisses von Vernunft und Natur, von Geschichte und Naturgeschichte - jener theoretischen Tradition zu gewinnen, die gemeinhin als Frankfurter Schule bezeichnet wird.

2. Aufbau

Block I: Hegels Geschichtsoptimismus und Benjamins Einspruch gegen den Begriff der Universalgeschichte

In diesem Block soll es darum, sich Hegels Bestimmung der Weltgeschichte zu vergegenwärtigen. Im Anschluss wird Benjamins Einspruch gegen derart idealistische Konstruktionen einer Universalgeschichte verhandelt werden, der nicht nur die Hegelsche, sondern auch die Marxsche Geschichtsteleologie trifft. Ggf. ist auch auf letztere einzugehen; dies ist aber je nach letztlichem Umfang der Gesamtlektüre zu entscheiden.

Primärliteratur:

Hegel, G.W.F.: Grundlinien der Philosophie des Rechts. Naturrecht und Staatswissenschaft, Frankfurt a.M., 1986. [Ausschnitt über den Begriff der Weltgeschichte]

Benjamin, Walter: Über den Begriff der Geschichte, in: GS Bd. I/2, Frankfurt a.M., 1972.

Sekundärliteratur:

Marcuse, Herbert: Vernunft und Revolution. Hegel und die Entstehung der Gesellschaftstheorie, Neuwied am Rhein, 1962. [in Ausschnitten]

Ritter, Joachim: Hegel und die Französische Revolution, Frankfurt a.M., 1989. [in Ausschnitten]

Block II: Die Geschichtsphilosophie der kritischen Theorie

In diesem zweiten Block soll es vor allem darum gehen, die in der Ankündigung skizzierten Problemstellungen einer nicht-idealistischen Geschichtsphilosophie zu thematisieren. Auch soll die Frage gestellt werden, ob Horkheimers und Adornos Konzeption einer "Dialektik der Aufklärung" hier und da nicht selbst in den Bann des souveränen Urteilens über Geschichte, das ja der Gegenstand ihrer Kritik ist, zurückfällt.

Primärliteratur:

Adorno, Theodor W.: Die Idee der Naturgeschichte, in: GS Bd. 1, Frankfurt a.M., 1973.

Adorno, Theodor W.: Zur Lehre von der Geschichte und von der Freiheit, Frankfurt a.M., 2006. [ausgewählte Vorlesungen]

Horkheimer, Max/Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmenete, in: Max Horkheimer, GS, Bd. 5, Frankfurt a.M., 1987. [Odysseus-Exkurs und Interesse am Körper]

Sekundärliteratur:

Schmid Noerr, Gunzelin: Das Eingedenken der Natur im Subjekt. Zur Dialektik von Vernunft und Natur in der Kritischen Theorie Horkheimers, Adornos und Marcuses, Darmstadt, 1999. [hier der durchaus kritische Abschnitt "Vergegenwärtigung der Geschichte - Vergeschichtlichung der Gegenwart"]