General information
Course name | Aufbauseminar: Erzählen vom Exzeptionellen: Die Legende |
Subtitle | |
Course number | 4512474 |
Semester | SoSe 2024 |
Current number of participants | 7 |
maximum number of participants | 25 |
Home institute | Abteilung Germanistische Mediävistik (Ältere Deutsche Sprache und Literatur) |
Courses type | Aufbauseminar in category Teaching |
First date | Tuesday, 09.04.2024 10:15 - 11:45, Room: (VG 1.105 (Verfügungsgebäude - PIZ 5361)) |
Type/Form | |
Performance record |
→Ab hier automatisch erfasste Informationen / Beyond this point, the information is filled in automatically← Prüfungsleistung(en) je Modul / Exam details per module: * [(B.Ger.02-2.Mp) Aufbauseminar Mediävistik][1] * Abgabe Hausarbeit: Mo, 30.09.2024 [1]: https://ecampus.uni-goettingen.de/h1/pages/startFlow.xhtml?_flowId=detailView-flow&unitId=42897&periodId=272 |
Miscellanea |
Wie lässt sich von Personen erzählen, deren Exzeptionalität von vornherein gesetzt ist, aber narrativ erst plausibel gemacht werden muss? Diese Herausforderung stellt sich bei Erzählungen von christlichen Heiligen, die in der christlichen Kultur des europäischen Mittelalters verschiedene Funktionen erfüllen konnten: von ethischen Vorbildern bis zu wundertätig helfenden Instanzen. Die Heiligenverehrung wurde vom Reformator Martin Luther heftig kritisiert, u.a. durch seine „Lügend von St. Johanne Chrysostomo“, mit der er die Gattung der Heilgenlegende als lügenhaft enttarnen wollte. Aus literaturwissenschaftlicher Sicht ist keineswegs eindeutig, was die von Luther kritisierte Gattung eigentlich ausmacht und ob man nicht besser vom legendarischen Erzählen sprechen sollte. Im Seminar werden wir diese Frage anhand eines breiten Spektrums an legendenhaften Texten gemeinsam diskutieren: Wir werden Legenden aus Sammlungen lesen, wie sie z.B. in Klöstern für Tischlesungen benutzt wurden, aber auch sogenannte höfische Legenden von Hartmann von Aue oder Konrad von Würzburg. Am Beispiel des „Gregorius“ Hartmanns von Aue, einer Erzählung von einem ,guten Sünder‘ (der u.a. unwissentlich Inzest mit seiner Mutter begeht) werden wir exemplarisch verfolgen, wie eine solche Erzählung mit einem fiktiven Protagonisten in der spätmittelalterlichen Rezeption für eine Legendensammlung umgearbeitet wird. Ausblickhaft werden wir außerdem anschauen, wie die Erzählung in Thomas Manns Legendenroman „Der Erwählte“ transformiert wurde. Ziel des Seminars ist es, einen Überblick über verschiedene Formen des legendarischen Erzählens zu finden, die teilweise bis in die Neuzeit Wirkung entfaltet haben. Sprechstunde: Mi, 9:30–10:30 Uhr (Anmeldung über Stud.IP) und nach Vereinbarung (per Mail: henrike.manuwald@uni-goettingen.de) Textgrundlage: Bitte schaffen Sie folgende Textausgabe an: Hartmann von Aue: Gregorius. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Friedrich Neumann neu hrsg., übers. u. komm. von Waltraud Fritsch-Rößler. Stuttgart 2011 (RUB 18764). Weitere Primärtexte werden zu Beginn der Vorlesungszeit zur Verfügung gestellt. Zur Einführung empfohlen: Eder, Daniel: Von Wundern und Flatulenzen. Narratologische Überlegungen zum Forschungsparadigma des ,legendarischen Erzählens‘. In: Euphorion 113 (2019), S. 257–292. Gumbrecht, Hans Ulrich: Faszinationstyp Hagiographie. Ein historisches Experiment zur Gattungstheorie. In: Deutsche Literatur im Mittelalter. Kontakte und Perspektiven. Hugo Kuhn zum Gedenken. Hrsg. von Christoph Cormeau. Stuttgart 1979, S. 37–84. Koch, Elke: Legende. In: Handbuch Literatur und Religion. Hrsg. von Daniel Weidner. Stuttgart 2016, S. 245–249. Weitbrecht, Julia u.a.: Legendarisches Erzählen: Optionen und Modelle in Spätantike und Mittelalter, Berlin 2019 (PhSt 273). |